Die DIDF (Föderation der demokratischen Arbeitervereine) organisiert am 1. Juni in Essen in der Grugahalle eine Großveranstaltung. Erwartet werden über 8000 Teilnehmer und Gäste. Eine derartige große Veranstaltung zu bewältigen, ist eine organisatorische und logistische Herausforderung. Wir haben mit Düzgün Altun aus der Bundesgeschäftsführung der DIDF über das Programm, über die Inhalte und Ziele des Events gesprochen.
Wenn wir uns die Dimension der Veranstaltung angucken, wird es sicherlich enorme Kraft und Mühen kosten, diese zu stemmen. Was erwartet die Gäste im Programm..
Es ist schon richtig, dass so eine Veranstaltung eine enorme und konzentrierte Arbeit erfordert. Leicht wird es nicht, aber wir organisieren ja alle zwei Jahre solch eine Veranstaltung. In sofern werden wir auch dieses Mal ein erfolgreiches Fest erleben. Dieses Jahr haben wir ein sehr vielfältiges Programm. Zwei Stunden vor der Abendveranstaltung werden wir zwei Konferenzen ausrichten. Die eine Konferenz wird über die Lage im Nahen Osten und die aktuellen Entwicklungen in der Türkei gehen. Hier haben wir bekannte Gäste wie Aydin Cubukcu und Adil Zozani aus der Türkei eingeladen. Die andere Diskussionsrunde wird auf Deutsch sein und über den gemeinsamen Kampf gegen Rassismus und die Diskussionen für ein Verbot faschistischer Organisationen und Propaganda sein. Hier haben wir ebenfalls bekannte Persönlichkeiten aus der Politik und außerparlamentarischen Bewegungen eingeladen. Diese beiden Konferenzen finden in den Konferenzräumen der Grugahalle statt. Das ist sehr praktisch. Unsere Gäste und Teilnehmer können nach den Diskussionen direkt ab 17 Uhr in die Abendveranstaltung gehen. Zum Kulturprogramm kann ich nur sagen, es werden sicherlich für alle erfüllende Stunden sein. Allein die Kulisse und die Atmosphäre des Programms sind beeindruckend. Das Kulturprogramm ist hochgradig besetzt. Erkan Ogur ist der bekannteste Gitarrenspieler der Türkei. Außerdem ist er mit seinen Konzerten mit Ismail Hakki Demircioglu und dem kurdischen Künstler Mikail Aslan über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Die Synthese und Zusammenspiel zwischen klassisch anatolischen Klängen und Liedern und kurdischer Musik, die diese Künstler darbieten, ist einzigartig. Erdal Bayrakoglu mit seiner markanten Stimme und der musikalisch auserlesenen Gruppe und den lebhaften Stücken wird uns genussvolle Minuten bieten. Nicht umsonst wird er als „Pavarotti der Türkei“ bezeichnet. Die Gruppe Bandista wird, wie man so schön sagt, die Bude rocken. Die antifaschistischen, kämpferischen Lieder begeistern vor allem die Jugend. Außerdem werden DIDF-Gruppen, die Jugendgruppe „Yasemen und Deniz“, ein Arbeiterchor aus Bochum und als weiteres Highlight eine 40-köpfige Tanzgruppe aus Mazedonien auftreten. Kurzum: für ein vielfältiges und auserlesenes Programm ist auf jeden Fall gesorgt.
Zum Stichwort „Synthese“: Unter den Gästen sind auch Gewerkschafter, Politiker und Angehörige der Opfer rassistischer Gewalt.
Darauf legen wir auch sehr viel Wert. Die ganze Veranstaltung findet ja auch unter dem Motto: „Fest der Arbeit – Im 20. Jahr von Solingen und Sivas – Für Frieden und Solidarität“ statt. Das ist keine Gedenkveranstaltung, vielmehr eine Veranstaltung, die Zeichen setzten will für Frieden und Solidarität und gegen Rassismus. In diesem Zusammenhang haben wir auch Gäste eingeladen. Es werden der ver.di Vorsitzender Frank Bsirske, der Linke-Politiker Oskar Lafontaine, die Abgeordnete der Partei die Linke, Sevim Dagdelen, die Vorsitzende der Partei der Arbeit (EMEP) aus der Türkei, Selma Gürkan, Adil Zozani von der BDP, Reiner Einenkel (Opel Betriebsratvorsitzender), Betriebsräte von Thyssen-Krupp in Duisburg, Betriebsräte von Neupack aus Hamburg und andere Kollegen, die sich im Kampf für ihre Arbeitsplätze und Rechte befinden, kommen.
Wie ist der Stand der Vorbereitungen?
So langsam kommen wir in die Endphase. In allen Bereichen und Vereinen unserer Organisationen laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Bisher haben wir positive Reaktionen bekommen. Außerhalb des Ruhrgebietes wurde bis her in 22 Städten Busse organisiert. Viele kommen auch mit ihren Autos. Auf unserer Internetseite stehen für die Anreise weitere Infos und Kontaktdaten. Die Mobilisierung läuft. Jedes Mitglied, jede Ortsgruppe wird sicherlich alles daran tun, dass wir eine volle Halle haben und dass die Veranstaltung insgesamt erfolgreich wird. Die Jugend hat sich mächtig ins Zeug gelegt, um es in ihrer Sprache zu sagen, haben sie sich „coole Sachen“ überlegt, wie sie dort auftreten wollen und Tausende von Jugendlichen, die da hin kommen, empfangen wollen. Die kommenden Wochen werden für uns sehr lebhaft sein.
Welche politischen Forderungen soll die Veranstaltung betonen?
Wir haben zurzeit eine Situation, in der die Menschen mit vielen Tagesproblemen zu kämpfen haben. Sorgen, was die Zukunft betrifft, nehmen auch mit jedem Tag zu. Die Herrschenden reden zum einen, dass die Krise überwunden ist, zum anderen, dass wir vor schwierigen Zeiten stehen. So oder so, immer sollen wir den Gürtel enger schnallen. Die Reichen werden weiterhin reicher, und die Armen ärmer. Die Konzerne machen Rekordgewinne, entlassen aber trotzdem oder wollen durch weitere Deregulierungen der Arbeitsverhältnisse und Lohndumping, den Arbeitern, die den Reichtum erwirtschaften, nichts abgeben. Die letzten Tarifabschlüsse sind wahrlich keine großen Sprünge gewesen. Welche Abschlüsse wir in der Metall- und Elektroindustrie haben werden, werden wir sehen. Die Forderung von 5,5 Prozent mehr Lohn ist wahrlich nicht, wie die Arbeitgeber behaupten, sehr hoch. Es ist ein Unding, was in Opel Bochum passiert. Deswegen haben wir aus kämpfenden Betrieben KollegInnen und Betriebsräte eingeladen. Wir werden gemeinsam ein Zeichen für eine stärkere Solidarität setzen. Solidarität ist heute wichtiger denn je geworden.
Die NSU-Morde und die Verzwickungen stattlicher Organe in dieser Angelegenheit sind erschreckend. 20 Jahre nach Solingen gewinnen der Rassismus und die Spaltung weiter an Boden. Faschistische Gewalt betrifft nicht nur Nichtdeutsche, sondern alle, die in diesem Land leben. Von den über 180 Opfern sind die meisten Deutsche gewesen. Der Kampf gegen Rassismus muss sehr eng mit dem sozialem Kampf gesehen und geführt werden. Dieses wollen wir in unserer Veranstaltung deutlich machen.
Wir wollen auch deutlich machen, dass wir gegen Kriege sind. Und gegen die Einmischung der Imperialisten in die Angelegenheiten anderer Staaten wie Syrien oder Iran. Den Friedensprozess in der Türkei unterstützen wir mit vollem Herzen. Das kurdische Volk muss seine Rechte bekommen. Unsere volle Unterstützung gilt der Demokratiebewegung in der Türkei. Die Ereignisse in der Türkei haben auch, Auswirkungen hier in Deutschland. Nationalistische Kräfte versuchen auch hier, gegen die Demokratiebewegung und den Friedensprozess zu mobilisieren. Auf dieser Veranstaltung werden Tausende Menschen für Frieden und mehr Demokratie in der Türkei stehen.
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