Solidarisch im Kampf für das Recht auf Leben, Selbstbestimmung und Gleichberechtigung!
In der Türkei sammelt sich erneut ein landesweiter Protest gegen die Gewalt an Frauen und an der reaktionär-islamistischen Politik der AKP Regierung. Nicht ohne Grund: Gewalt gegen Frauen hat in der Türkei hat dramatische Ausmaße erreicht. Ein Ende ist nicht in Sicht. Die jüngsten Opfer sind Aylin Sözer (Istanbul), Selda Tas (Malatya) und Vesile Dönmez (Gaziantep).
Die Zahl der Femizide in der Türkei nimmt Jahr für Jahr zu. Im Sommer dieses Jahres hatte der brutale Mord an die 27-jährige Studentin Pinar Gültekin zu Protesten von Frauenorganisationen ausgelöst und eine öffentliche Debatte zu Gewalt gegen Frauen ausgelöst. Es ist eine bittere Realität: Als Frau lebt es sich gefährlich in der Türkei. Die Frauenplattform „Wir werden die Frauenmorde“ (Kadın Cinayetlerini Durduracağız) hat für 2019 insgesamt 474 Gewaltdelikte gegen Frauen gezählt. Mit der Isolation durch das Coronavirus haben Gewaltverbrechen gegen Frauen und Mädchen drastisch zugenommen. Allein im November wurden 29 Frauen getötet– d.h. jeden Tag starb eine Frau durch die Hand eines männlichen Täters, der meist im engsten Umfeld stammt. Meistens, weil sie sich gegen patriarchalische Normen gewehrt haben und sich von ihren Männern trennen und ein selbstbestimmtes Leben führen wollten. Sie wurden zu Opfern, weil sie nicht länger Opfer bleiben wollten.
Aylin Sözer, Selda Tas und Vesile Dönmez waren keine Einzelfälle! Die Morde passierten zu einer Zeit, in der die AKP Regierung mit Nachdruck über einen Austritt aus der 2011 beschlossenen Istanbul-Konvention diskutiert. Mit Übereinkommen des Europarats hatte sich die Türkei verpflichtet, Frauenrechte verbindlich festzulegen und auf allen staatlichen Ebenen Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, betroffenen Frauen Schutz und Unterstützung zu bieten und Gewalt zu verhindern.
Die Bilanz der AKP Regierungspolitik aus Sicht der Frauen offenbart den verheerenden Zustand eines Landes wider, dessen islamisch-konservative AKP Regierung und frauenverachtende Rechtsprechung den rechtlichen, politischen und geistigen Nährboden für Gewalt gegen Frauen.
Wir, die Föderation der Demokratischen Arbeitervereine, verurteilen aufs Schärfste den Mord an Aylin Sözer, Selda Tas und Vesile Dönmez, fordern eine lückenlose Aufklärung und strafrechtliche Verfolgung der Täter. Die türkische Rechtsprechung muss als Wächter der Frauen agieren und nicht als deren vollstreckender Henker! Die Debatte über den Austritt aus der Istanbuler Konvention muss beendet werden, Frauenrechte auf allen staatlichen Ebenen umgesetzt werden!
DIDF Bundesvorstand
02.01.2021