Bis weit nach Mitternacht feierte am Samstag einer der ältesten Migrantenvereine in Geislingen in der Jahnhalle mit viel Musik, Tanz und Gesang: Der Sport- und Kulturverein Genclik wurde 30 Jahre alt.
Angefangen hat alles 1983: Sportbegeisterte türkische Migranten schlossen sich zu zwei Fußballmannschaften zusammen, die es bis in die Regionalliga schafften, berichtet Inan Öncü, der heute zusammen mit Sevgi Aslanboga Vorsitzender von Genclik ist. Der Sport- und Kulturverein Genclik – „Genclik“ steht in Türkisch für „Jugend“ – war geboren. Die Fußballmannschaften hatten jedoch keinen langen Bestand: Bald hatten sich die Spieler auf bereits bestehende deutsche Mannschaften verteilt. Das illustriert deutlich, um was es dem Sport- und Kulturverein Genclik, der zu etwa gleicher Zahl aus türkischen und kurdischen Mitgliedern besteht, auch nach 30 Jahren noch geht: Um ein gutes und solidarisches Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft unter dem Motto „nicht abschotten, sondern am Leben teilhaben und mitmischen“. Besondere Anliegen sind dem gewerkschaftsnahen Verein das Engagement gegen Arbeitslosigkeit, Sozialabbau Krieg und Rassismus.
Am Samstagabend nun feierte der Kultur- und Sportverein in der Geislinger Jahnhalle sein 30-jähriges Bestehen mit einem vielfältigen musikalischen Programm, das weit bis nach Mitternacht andauerte. Auch im dritten Jahrzehnt seines Bestehens zeigt Genclik noch keine Ermüdungserscheinungen: Über 400 Gäste füllten die Halle.
Unter den Gratulanten war auch Geislingens Oberbürgermeister Wolfgang Amann, der vom Publikum viel Applaus für seinen souveränen türkischen Begrüßungssatz ergatterte. „Seit 30 Jahren stützen Sie den Dialog der Kulturen und Religionen in Geislingen“, sagte er in seinem Grußwort an die Genclik-Mitglieder gewandt. Denn für den Verein sei Integration nicht nur ein bloßes Schlagwort: „Sie bringen sich ein ins gesellschaftliche Leben unserer Stadt und engagieren sich.“ Zusammen mit der Genclik-Vorsitzenden Sevgi Aslanboga überreichte Amann den sechs anwesenden Genclik-Gründern als Dank eine Ehrenurkunde.
Auch Sevgi Aslanboga betonte in ihrer Ansprache die Wichtigkeit von Solidarität und Zusammenarbeit – ungeachtet von kulturellem Hintergrund, Alter oder Geschlecht. „Wir wollen keine Parallelgesellschaften, sondern miteinander und nicht nebeneinander leben.“ Deshalb halte Genclik auch nichts von reiner „Betroffenheitspolitik“ und einer inhaltlichen Versteifung auf Migrantenrechte: Schließlich seien Migranten auch Arbeiter, Schüler und Studenten.
Gefeiert wurde in der Jahnhalle natürlich auch – vor allem musikalisch. Den Auftakt machten die Kinder der Genclik-Gitarrengruppe, gefolgt von den Mädchen der Folkloregruppe, die anatolische Volkstänze zeigten. Bald hielt es auch viele der Zuschauer nicht mehr auf den Sitzen: Sie unterstützten die Tänzerinnen zum Abschluss mit einem großen Kreistanz. Neben den Eigengewächsen der „Gruppe A“, die mit virtuosem Spiel auf der Langhalslaute und tollem Gesang auftrumpften, und des Frauenchors, gehörten die französische Sängerin Seyhan Atay und der Liedermacher Niyazi Koyuncu zu den Höhepunkten des gelungenen Abends.
http://www.swp.de/geislingen/lokales/geislingen/30-Jahre-fuer-ein-Miteinander;art5573,2407429