Die türkischen Sicherheitskräfte gehen mit unvermindert brutaler Härte gegen die Teilnehmer an den Protesten in Istanbul vor. Gestern Nachmittag wurden über 80 Personen festgenommen, darunter 32 VertreterInnen des Bündnisses „Taksim-Solidarität“.Knapp drei Stunden zuvor hatte der Gouverneur von Istanbul, Hüseyin Avni Mutlu bekanntgegeben, dass die polizeiliche Sperrung des Gezi-Parks am Taksim-Platz aufgehoben worden und der Park für die Öffentlichkeit wieder begehbar sei.
Die Festnahmen erfolgten ohne Vorwarnung und die Besucher des Parks wurden unter Polizeieinsatz aus dem Park gedrängt. Die offiziellen Stellen machten keine Angaben zu den Gründen für die erneute Räumung und Sperrung des Parks. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die von „Taksim-Solidarität“ angekündigte Versammlung auf dem Parkgelände in Form eines Forums mit der Polizeiaktion verhindert werden sollte.
Sprecher des Bündnisses forderten die sofortige Freilassung ihrer festgenommen MitstreiterInnen. Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz um 22.00 Uhr Ortszeit berichteten sie von brutaler Polizeigewalt unter Einsatz von Wasserwerfern, Tränengas und Gummigeschossen. Nach ihren Angaben befinden sich VertreterInnen von Architektenkammer, Ärztekammer, Kammer der Stadtplaner, Verband der Elektroingenieure und Gewerkschaften sowie politischen Parteien. Sie befürchten, dass mit den Festnahmen die Bevölkerung eingeschüchtert und den Festgenommenen vorgeworfen werden soll, eine terroristische Vereinigung mit dem Ziel eines Regierungssturzes gegründet zu haben.
Das Bündnis „Taksim-Solidarität“ rief die Bevölkerung in der Türkei sowie die internationale Öffentlichkeit zur Solidarität mit den Festgenommenen auf. Wir möchten diesen Aufruf an Sie weiterleiten und bitten Sie, mit Protestschreiben an die türkische Regierung gegen das Vorgehen der türkischen Polizei zu protestieren bzw. die Freilassung der Festgenommenen zu fordern.