Vom 21. bis 23. Februar versammelten sich knapp 100 Delegierte und Vertreter der DIDF-Jugend Ortsgruppen in Frankfurt am Main, um ihren 9. Bundesjugendkongress abzuhalten. Das Programm und die Diskussionspunkte waren vielfältig: Die politische Situation, die Situation der türkeistämmigen Jugendlichen in Deutschland, die selbstkritische Reflexion der Arbeit vor Ort, verschiedene Workshops sowie Beschlüsse für die zukünftige Arbeit und die Wahl eines neuen Bundesvorstandes.
POLITISCHE SITUATION IN DEUTSCHLAND
Der geschäftsführende Vorstand stellte seinen mündlichen Bericht zur aktuellen Bewertung der Lage vor. Darin hieß es: „Die Weltwirtschaft hat sich wieder von der Krise erholt, dies gilt aber nicht für die Jugend. Arbeitslosigkeit, Kürzungen im Bildungs- und sozialen Bereichen trafen die Jugend sehr stark. Arbeiter, Schüler, Studierende – vor allem junge Menschen waren auf den Straßen und protestierten laut gegen die herrschenden Verhältnisse, besonders in den südlichen EU-Ländern, aber auch in der Türkei (Gezi-Proteste) und in Brasilien. Leider spiegelt sich dies nicht in Deutschland wieder, hier gab es keine Massenbewegung in irgendeiner Form.“.
„Das heißt aber nicht, dass wir deswegen aufgeben!“ sagte ein Delegierter. „Wir kämpfen tagtäglich weiter und setzen uns dafür ein, dass diese Gesellschaft mit jedem Tag lebenswerter wird. Sicherlich wird auch in Deutschland mal zu einer Massenbewegung gegen soziale Ungleichheit, Diskriminierung und Arbeitslosigkeit kommen und wir werden unseren Platz einnehmen“.
In Deutschland verschlechtern sich die Lebensbedingungen ständig. Es gibt 3 Millionen Erwerbslose, 10 Millionen Menschen arbeiten in prekärer Beschäftigung. Der Arbeitsmarkt für die Jugend sieht ebenfalls schlecht aus. Zu wenig Ausbildungsplätze und Übernahmen durch Betriebe sind inzwischen Normalität. Ebenso ist ein Qualitätsverlust der Bildung zu erkennen. Das Zentralabitur oder die verkürzte Schulzeit unterwerfen die Schüler einem Leistungsdruck bei dem Dinge wie soziale Kompetenz oder ehrenamtliche Arbeit auf halber Strecke bleiben und nur noch die Abfertigung für den Arbeitsmarkt im Vordergrund steht.
In dem Bericht wurde speziell auch auf die Situation der türkeistämmigen Jugend eingegangen: „Für die türkeistämmigen Erwerbstätigen, Schüler und Studierenden ist die Lage nochmals schlechter. Es gibt höhere Hürden, um Abitur zu machen oder einen Ausbildungsplatz zu erhalten. Der soziale Status der Türkeistämmigen und deren Elternhäusern ist meist schlechter. Die Gezi-Proteste haben unter den Jugendlichen eine Stärkung des politischen Bewusstseins bewirkt. Jedoch konnten davon auch die reaktionären und kemalistischen Kräfte profitieren und ihre Strukturen stärken. Religiöse Kräfte haben ebenso versucht dies zur Spaltung der Gesellschaft zu nutzen.“
INHALTLICHE DISKUSSION
Die inhaltliche Diskussion auf dem Kongress drehte sich um die Schwerpunkte, die der ehemalige Vorstand in seinem Rechenschaftsbericht hervorgehoben hatte. Als eine Migrantenjugendorganisation bezog die DIDF-Jugend ihre Arbeit kritisch auf ihre Situation und Verankerung unter Migrantenjugendlichen. Es wurde besonders angemerkt, dass die Lage der türkeistämmigen Jugendlichen ein Hauptaugenmerk der DIDF-Jugend sein sollte. Kritisch wurde geäußert, dass die DIDF-Jugend verstärkt sich dahin orientieren sollte, wo türkeistämmige Jugendliche sich auch befinden, um ihnen einen Halt und eine Perspektive zu geben und sie von dem Einfluss der reaktionären türkischen Kräften zu befreien. Kontrovers diskutiert wurde der Begriff der „Parallelgesellschaft“, in die türkeistämmige gedrängt werden und gegen die die DIDF-Jugendlichen immer kämpfen: Denn gemeinsame Probleme im sozialen und politischen Bereich stehen für die DIDF-Jugend im Vordergrund. Alle Teilnehmer stimmten darin überein, dass alle Jugendliche von denselben Problemen in Schule, Uni und Betrieb betroffen sind und sich mehr vernetzen sollten. „Denn in Wirklichkeit steht die Unterscheidung der sozialen Herkunft im Vordergrund und nicht die ethnische oder religiöse Zugehörigkeit zu einer Gruppe!“ so der Tenor der Redebeiträge.
Zu verschiedenen Themen wurden Beschlüsse gefasst:
Kampagne „Werd‘ laut in deiner Stadt“
Mit der neuen Kampagne will die DIDF-Jugend verstärkt die Bereich Freizeit, soziale Kürzungen, Wohnungsnot und Rassismus behandeln. Aus der Kampagne soll vor Ort eine kontinuierliche Arbeit entstehen. Jede Stadt soll nach individuellen Bedürfnissen die Kampagne planen. Die konkreten Inhalte gehen aus den Zielen und der Kritik der inhaltlichen Bewertung der Arbeit hervor.
Internationales Sommercamp
Dieses Jahr wird das internationale Sommercamp vom 02. bis zum 10. August in Izmir/Türkei stattfinden. Dieses Camp wird von der Jugendorganisation der Partei der Arbeit (EMEP) in der Türkei organisiert und die Anmeldungen in Deutschland laufen über die DIDF-Jugend. Es soll Workshops zu verschiedenen Themen geben um die politische Arbeit voranzubringen. Und gleichzeitig ist es ein alternativer Campingurlaub.
Jugendfestival
Am 14.06.2014 findet in Köln ein Jugendfestival statt. Dieses wird ebenfalls unter der Kampagne „Wird‘ laut in deiner Stadt“ laufen.
Anträge
Die DIDF-Jugend nimmt sich vor, verstärkt in Interessenvertretungen wie Schülervertretungen, Jugendauszubildendenvertretungen und Studentenparlamenten vertreten zu sein. Auch wird der Bundesvorstand ein Arbeits- und Grundsatzprogramm erarbeiten. Ebenso sollen alle Ortsgruppen regelmäßig eine kritische Bewertung ihrer Arbeit vor Ort anfertigen. Dazu kommt, dass Mitgliedschaften vereinheitlicht und ein Mitgliedsausweis ausgehändigt werden soll.
Startschuss für Aktionsmonate gegeben
Die DIDF- Jugend hat auf ihrer 9 Bundeskonferenz ihren Startschuss für ihre Aktionsmonate unter dem Motto „Werd´ laut in deiner Stadt“ gegeben.
Schon vor der Konferenz gab es auf der Homepage der DIDF- Jugend ein Countdown- Video, in dem verschiedene Ortsgruppen der DIDF- Jugend zu sehen sind, die von zehn runter zählen. Das Video endet mit dem Satz „Bald auch in deiner Stadt“. Auch fanden bereits Nominierungen durch Videos statt, in denen eine Ortsgruppe die andere dazu auffordert laut in ihrer Stadt zu werden. Jetzt geht es auch endlich los.
Die vier Hauptthemen von „Werd´ laut in deiner Stadt!“ sind Wohnungsnot, soziale Kürzungen, Rassismus und Freizeitgestaltung der Jugendlichen. Vier Themen, von denen vor allem die Jugend stark betroffen ist. Dies hat sich auch in den Workshops gezeigt. Diese fanden auf der Bundeskonferenz statt, um einen Ideenaustausch für Aktionsmöglichkeiten und inhaltliche Auseinandersetzung mit den Themen zu erzielen.
Die Delegierten auf der Bundeskonferenz haben über ihre Stadtteile berichtet und bereits dort versucht ein Schwerpunktthema, für ihre Gruppe zu setzen. Jeder Ort hat seine eigenen Probleme, die es nun gilt anzupacken. In der nächsten Zeit wollen die Jugendlichen in der Lokalpolitik ordentlich mitmischen. Dazu werden sie auch zu den Kommunalwahlen laut werden und die Forderungen der Jugend vertreten. In erster Linie ist es den Delegierten wichtig, die betroffenen Jugendlichen selbst zu aktivieren und zum Mitmachen zu überzeugen. Daher ist es besonders wichtig für die Aktionsmonate verschiedene Verbände und Organisationen in diese Themen mit einzubeziehen.
Nun liegt es an den Ortsgruppen der DIDF- Jugend die Probleme in ihren Städten zu erkennen und mit anderen Organisationen und Vereinen kreative Veranstaltungen und Aktionen zu starten. Immer mit dabei: Eine Kamera, damit alles auf der Homepage www.didf-jugend.de zu verfolgen ist.