Am 23. Dezember kam es im Mannheimer Stadtteil Schönau erneut zu einem Fall von Polizeigewalt. Der türkeistämmige Ertekin Ö. rief, nach immer wieder andauernden Auseinandersetzungen mit dem Jugendamt die Polizei. Ö. war psychisch erkrankt und lebte mit seinen drei Kindern bei seiner Mutter im Stadtteil Schönau, in dem viele Menschen mit Migrationshintergrund wohnen. Am Oberkörper nicht bekleidet und mit einem Messer in der Hand, wurde Ö. von der Polizei mitten auf der Straße gestellt. Seine Mutter und Tochter sahen dabei zu, als er aus Entfernung von der Polizei mit vier Schüssen in den Brustkorb niedergeschossen wurde. Nachdem zwei Polizisten bereits am 2. Mai 2022 einen Kroaten mit psychischer Erkrankung getötet hatten, gehört Polizeigewalt schon längst nicht mehr zu Ausnahmeerscheinungen bei der Mannheimer Polizei.
Wir verurteilen die vollkommen unverhältnismäßige Reaktion der Polizei. Beamte müssen dazu geschult sein, eine mit einem Messer bewaffnete Person zu entwaffnen, ohne in aus Entfernung zu erschießen!
Menschen, die mit Krankheiten kämpfen, muss in erster Linie Hilfe ermöglicht werden. Das bedeutet auch eine lückenlosere und zugänglichere psychiatrische Behandlung, statt sie sich selbst zu überlassen. Das Gesundheitssystem muss Menschen helfen, damit es nicht erst zu so einem Stadium der Krankheit kommen muss. Das bedeutet aber, dass unser Gesundheitssystem als ganzes auf den Menschen und seine Gesundheit und nicht auf Profit ausgerichtet sein darf. Statt Krankenhäuser zu privatisieren oder zu schließen, weil sie nicht mehr „wirtschaftlich“ sind, braucht es eine deckende Finanzierung von Einrichtungen.
Für die Polizei muss es Konsequenzen geben. Wenn sie immer wieder mit Radial Profiling und Polizeigewalt, die sich in erster Linie gegen Migranten und Psychisch Erkrankte richtet, durchkommt, wird sich der Kreis nie schließen. Wenn Kollegen die Kollegen decken, werden die Menschen nicht sicher sein. Deshalb braucht es unter anderem endlich die Einrichtung von unabhängigen Polizeibeschwerdestellen!
Wir drücken der Familie von Ertekin Ö. unser Mitleid aus und fordern die Stadt Mannheim dazu auf, Konsequenzen aus diesem Fall zu ziehen!
DIDF Bundesvorstand