Vereinigung der türkischen Journalisten: Beschneidung der Pressefreiheit
Währenddessen wird der Protest von unterschiedlichen demokratischen Organisationen, Berufsverbänden und einigen Parlamentsabgeordneten lauter. Ercan Sadik Ipekci, Vorsitzender der Gewerkschaft der türkischen Journalisten, definierte die Nicht-Akkreditierung der Journalisten als Zensur. „Gerade diesen Journalisten ist die Zulassung verweigert worden, eben weil sie kritisch gegenüber der Regierung waren“, sagte er in seiner Pressekonferenz. Dies zeige zudem wieder einmal, dass die Pressefreiheit mit den Füßen getreten werde. Die Vereinigung der türkischen Journalisten gab in ihrer Pressekonferenz zu verstehen, dass dies nur der Versuch sei, kritische Berichterstattung „mundtot“ zu machen. Das Problem der Zensur sei ein generelles Problem in der Türkei, und ein Staat, der von sich selbst preise, ein demokratischer zu sein, könne keiner sein, wenn er kritische Medien willkürlich der Zensur unterwerfe.
Brief an Erdogan
Wegen der betroffenen Journalistin Sultan Özer schrieb Ihsan Caralan, Chefredakteur der Evrensel, an den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan einen Beschwerdebrief. Caralan machte darauf aufmerksam, dass es höchst fragwürdig sei, dass die Betroffenen nun auf einmal die Voraussetzungen für den Presseausweis nicht erfüllt hätten. Auch sei bisher unbekannt, welche die „neuen Zulassungsvorrausetzungen“ seien und es sich daher hier um eine willkürliche Zensur handle. Er forderte Erdogan auf, die Gründe für die Verweigerung des Presseausweises zu erläutern und die neuen Voraussetzungen darzustellen.
Damit werde zum einen die Pressefreiheit missachtet und zum anderen die Informationsfreiheit des Volkes stark eingeschränkt, ohne dass es hierfür nur „einen Hauch“ von einem Anlass gebe. Pressemitarbeiter seien von nun an damit in ihrer Freiheit eingeschränkt, die Ereignisse frei zu bewerten und zu analysieren.