Der Arbeitskampf der TEKEL-Arbeiter dauert nunmehr seit zwei Monaten an. Seit dem ersten Tag trotzen sie polizeilichen Angriffen, Vorwürfen der Regierung und dem kalten Wetter. Ihr Kampf gegen die Privatisierung des Unternehmens ist noch immer entschlossen wie am ersten Tag.
Am 15. Dezember reisten aus vielen Teilen des Landes Tausende TEKEL-Arbeiter mit Bussen nach Ankara an. Sie marschierten zum Hauptsitz der Regierungspartei AKP. In lauten Sprechchören kündigten sie damals an, was viele ihnen nicht zumuteten: „Eher sterben wir, als dass wir mit leeren Taschen zurückkehren.“ Die 12.000 Arbeiter von TEKEL sollen ihre Rechte als Beamte verlieren, weil der ehemals staatliche Tabakkonzern British American Tobacco verkauft wurde. Die Beschäftigten hätten dann keinen Kündigungsschutz mehr und müssten mit der Hälfte des bisherigen Lohnes auskommen.
Chronologie des TEKEL-Arbeitskampfes
Der Widerstand der TEKEL-Arbeiter hat die türkischen Gewerkschaften aufgerüttelt und zum Handeln gezwungen. Auf ihren Druck hin kam der Vorstandsrat der Gewerkschaft Türk-Is am 23. Dezember vergangenen Jahres zusammen und beschloss, beginnend am 25. Dezember und fortan jeden Freitag, eine einstündige Arbeitsniederlegung durchzuführen. Diese sollte wöchentlich um je eine Stunde verlängert werden. Gewerkschaftsverbände wie DISK (Konföderation der Revolutionären Arbeitergewerkschaften) und KESK (Bündnis der Gewerkschaften der Angestellten des öffentlichen Dienstes) zogen nach. Höhepunkt der bisherigen Proteste bildete die Großkundgebung der Türk-Is am 17. Januar in Ankara. Hunderttausende Beschäftigte versammelten sich an diesem Tag auf dem Sihhiye Platz. Protestierende Arbeiter besetzten den Rednerpult, als der Türk-Is Vorsitzender Mustafa Kumlu sich in einer Rede weigerte, von einem Streik zu sprechen.
Etappen eines langen Widerstandes
Im Januar trafen sich sechs große Gewerkschaften, um sich mit dem Streik der TEKEL-Arbeiter zu solidarisieren. Bei einem ersten Treffen am 21. Januar forderten sie von der Regierung einen „Rettungsplan“, der jedoch ergebnislos blieb. Das Bündnis der gewerkschaftlichen Konföderationen rief schließlich für den 4. Februar zu einem Generalstreik zur Solidarität mit den TEKEL-Arbeitern auf, an dem sich landesweit hunderttausende Beschäftigte aus unterschiedlichen Branchen beteiligten. Regierungsnahe Gewerkschaften wie Memur Sen (Gewerkschaften der Angestellten) und die religiöse Hak-Is erklärten bereits im Vorfeld ihre Nichtteilnahme.
Der Arbeitskampf brachte viele Formen des Widerstands hervor. Seit seinem Beginn traten die TEKEL-Arbeiter vier Mal in den Hungerstreik; erstmals am zweiten Streiktag. Dieser wurde jedoch von der Polizei gewaltsam beendet. Es folgte eine weitere, als die Verhandlungen der Konföderationen der Gewerkschaftsdachverbände mit der Regierung scheiterten. 175 Arbeiter traten zunächst in einen befristeten, wenige Tage später, am 5. Januar, in einen zeitlich unbefristeten Hungerstreik. Auf Druck von Ärztevereinigungen und Gewerkschaften wurde das Todesfasten schließlich beendet. Noch heute aber setzen mehr als 20 Arbeiter ihren Hungerstreik fort.
Der Protest der TEKEL-Arbeiter sprengt nationalistische Grenzen auf und stärkt die Solidarität unter den Arbeitern. Gerade in einer Zeit, in der rassistische und nationalistische Hetzkampagnen und Lynchversuche gegen Kurden und Sinti Roma in der Türkei provoziert werden. Türken, Lazen, Kurden, Tscherkesen, Aleviten und Sunniten – sie alle stehen zusammen im Kampf für den Erhalt ihrer Produktionsstätten und ihrer sozialen Rechte. Der heuchlerische „Öffnungsprozess“ der AKP-Regierung, der die Annäherung der türkischen Regierung an einen Demokratisierungsschub in der kurdischen Frage umschreibt, erhält so eine klare Absage. Auf viele Fragen ist die AKP-Regierung dem TEKEL-Arbeiter eine Antwort schuldig. Auch dieser: „Wir sind Brüder – und ihr?“
Solidarität stärken – auch international
Bis zum 28. Februar müssen die Beschäftigten beantragen, in einen Angestelltenverhältnis übernommen zu werden. Tun sie das nicht, droht die Entlassung. Der Großteil der TEKEL-Arbeiter lehnt den Angestelltenstatus weiterhin ab. Ministerpräsident Erdogan unterstellte, dass die TEKEL-Arbeiter weiterhin Gehälter erhielten; der Generalstreik sei ein Komplott gegen die Regierung. Unbeeindruckt von den Neidkampagnen, Einschüchterungen und Täuschmanöver der Regierung und ihr nahestehenden Medien halten die TEKEL-Arbeiter an ihrem Arbeitskampf fest. Gleichzeitig erwarten sie jede Form der Solidarität und Unterstützung, sowohl im eigenen Land als auch international.
Wie am ersten Tag…
Kampf der TEKEL-Arbeiter geht weiter
Der Arbeitskampf der TEKEL-Arbeiter dauert nunmehr seit zwei Monaten an. Seit dem ersten Tag trotzen sie polizeilichen Angriffen, Vorwürfen der Regierung und dem kalten Wetter. Ihr Kampf gegen die Privatisierung des Unternehmens ist noch immer entschlossen wie am ersten Tag.
Am 15. Dezember reisten aus vielen Teilen des Landes Tausende TEKEL-Arbeiter mit Bussen nach Ankara an. Sie marschierten zum Hauptsitz der Regierungspartei AKP. In lauten Sprechchören kündigten sie damals an, was viele ihnen nicht zumuteten: „Eher sterben wir, als dass wir mit leeren Taschen zurückkehren.“ Die 12.000 Arbeiter von TEKEL sollen ihre Rechte als Beamte verlieren, weil der ehemals staatliche Tabakkonzern British American Tobacco verkauft wurde. Die Beschäftigten hätten dann keinen Kündigungsschutz mehr und müssten mit der Hälfte des bisherigen Lohnes auskommen.
Chronologie des TEKEL-Arbeitskampfes
Der Widerstand der TEKEL-Arbeiter hat die türkischen Gewerkschaften aufgerüttelt und zum Handeln gezwungen. Auf ihren Druck hin kam der Vorstandsrat der Gewerkschaft Türk-Is am 23. Dezember vergangenen Jahres zusammen und beschloss, beginnend am 25. Dezember und fortan jeden Freitag, eine einstündige Arbeitsniederlegung durchzuführen. Diese sollte wöchentlich um je eine Stunde verlängert werden. Gewerkschaftsverbände wie DISK (Konföderation der Revolutionären Arbeitergewerkschaften) und KESK (Bündnis der Gewerkschaften der Angestellten des öffentlichen Dienstes) zogen nach. Höhepunkt der bisherigen Proteste bildete die Großkundgebung der Türk-Is am 17. Januar in Ankara. Hunderttausende Beschäftigte versammelten sich an diesem Tag auf dem Sihhiye Platz. Protestierende Arbeiter besetzten den Rednerpult, als der Türk-Is Vorsitzender Mustafa Kumlu sich in einer Rede weigerte, von einem Streik zu sprechen.
Etappen eines langen Widerstandes
Im Januar trafen sich sechs große Gewerkschaften, um sich mit dem Streik der TEKEL-Arbeiter zu solidarisieren. Bei einem ersten Treffen am 21. Januar forderten sie von der Regierung einen „Rettungsplan“, der jedoch ergebnislos blieb. Das Bündnis der gewerkschaftlichen Konföderationen rief schließlich für den 4. Februar zu einem Generalstreik zur Solidarität mit den TEKEL-Arbeitern auf, an dem sich landesweit hunderttausende Beschäftigte aus unterschiedlichen Branchen beteiligten. Regierungsnahe Gewerkschaften wie Memur Sen (Gewerkschaften der Angestellten) und die religiöse Hak-Is erklärten bereits im Vorfeld ihre Nichtteilnahme.
Der Arbeitskampf brachte viele Formen des Widerstands hervor. Seit seinem Beginn traten die TEKEL-Arbeiter vier Mal in den Hungerstreik; erstmals am zweiten Streiktag. Dieser wurde jedoch von der Polizei gewaltsam beendet. Es folgte eine weitere, als die Verhandlungen der Konföderationen der Gewerkschaftsdachverbände mit der Regierung scheiterten. 175 Arbeiter traten zunächst in einen befristeten, wenige Tage später, am 5. Januar, in einen zeitlich unbefristeten Hungerstreik. Auf Druck von Ärztevereinigungen und Gewerkschaften wurde das Todesfasten schließlich beendet. Noch heute aber setzen mehr als 20 Arbeiter ihren Hungerstreik fort.
Der Protest der TEKEL-Arbeiter sprengt nationalistische Grenzen auf und stärkt die Solidarität unter den Arbeitern. Gerade in einer Zeit, in der rassistische und nationalistische Hetzkampagnen und Lynchversuche gegen Kurden und Sinti Roma in der Türkei provoziert werden. Türken, Lazen, Kurden, Tscherkesen, Aleviten und Sunniten – sie alle stehen zusammen im Kampf für den Erhalt ihrer Produktionsstätten und ihrer sozialen Rechte. Der heuchlerische „Öffnungsprozess“ der AKP-Regierung, der die Annäherung der türkischen Regierung an einen Demokratisierungsschub in der kurdischen Frage umschreibt, erhält so eine klare Absage. Auf viele Fragen ist die AKP-Regierung dem TEKEL-Arbeiter eine Antwort schuldig. Auch dieser: „Wir sind Brüder – und ihr?“
Bis zum 28. Februar müssen die Beschäftigten beantragen, in einen Angestelltenverhältnis übernommen zu werden. Tun sie das nicht, droht die Entlassung. Der Großteil der TEKEL-Arbeiter lehnt den Angestelltenstatus weiterhin ab. Ministerpräsident Erdogan unterstellte, dass die TEKEL-Arbeiter weiterhin Gehälter erhielten; der Generalstreik sei ein Komplott gegen die Regierung. Unbeeindruckt von den Neidkampagnen, Einschüchterungen und Täuschmanöver der Regierung und ihr nahestehenden Medien halten die TEKEL-Arbeiter an ihrem Arbeitskampf fest. Gleichzeitig erwarten sie jede Form der Solidarität und Unterstützung, sowohl im eigenen Land als auch international.