An dem Tag, an dem im türkischen Parlament die Berechtigung zu Entsendung von Soldaten verabschiedet wurde, trafen sich tausende Menschen auf dem Taksim Platz in Istanbul und haben gegen diese Entscheidung protestiert. Sie riefen nach Brüderlichkeit mit der syrischen Bevölkerung und protestierten mit dem Spruch „Wir werden nicht die Soldaten des Imperialismus“ gegen die Entscheidung des Parlaments. Auch in Ankara protestieren politische Parteien und NGO´s gegen die Entscheidung und wollten vor das Parlament laufen. Die Polizei hinderte die Potestierenden mit dem Einsatz von Pfefferspray. Auch in Izmir und zahlreichen anderen Städten fanden Proteste statt.
Die Ereignisse an der türkisch-syrischen Grenze, die damit zusammenhängenden Todesfälle und der bevorzustehende Krieg haben die Friedensaktivisten in Deutschland auch auf die Straßen gebracht. Die Föderation der demokratischen Arbeitervereine (DIDF) rief in mehreren Städten zu Mahnwachen auf und brachte verschiedene Friedensaktivisten, Organisationen, Parteien und Gewerkschaften zusammen, um ein Zeichen gegen den syrischen-türkischen Konflikt zu setzen. Zeitgleich trafen sich in Duisburg, Köln, Essen, Hamburg, Berlin und vielen weiteren Städten hunderte Friedensaktivisten. Aus mehreren Mündern ertönte der Satz: Stoppt den Krieg.
„In den vergangenen Tagen haben wir als DIDF-Jugend Flyer in einigen Stadtteilen Kölns verteilt. Es kamen unterschiedliche Reaktionen. Auch wenn die meisten gegen den Krieg waren, haben manche damit argumentiert, dass doch Syrien angegriffen hätte. Aber nach einer Diskussion blieben ihnen die Argumente aus und sie gaben einem dann doch recht. Es war interessant, zu sehen, wie die Menschen manipuliert werden.“, sagte Zilan Yavuz von der DIDF-Jugend Köln, die auch bei der Mahnwache Passanten auf der Domplatte aufforderte, mitzumachen.
In Köln auf der Kundgebung sprach sich die Bundesvorsitzende der DIDF, Özlem Alev Demirel, vehement gegen einen türkischen Angriff aus und forderte die NATO auf, sich aus dem Mittleren und Nahen Osten zurückzuziehen. Unter den Rednern in Köln war auch Sevim Dagdelen, Bundestagsabgeordnete der Linkspartei. „Wir wehren uns dagegen, dass die AKP-Regierung Erdogans sozusagen als Subunternehmer der NATO einen neuen Krieg im Nahen Osten vom Zaun bricht.“, sagte Dagdelen bei ihrer Rede. „Es kann nicht sein, dass erneut durch Kriegslügen ein neuer Krieg im Nahen Osten legitimiert wird. Das Beispiel Irak sollte uns hier nachdrücklich warnen“, ergänzte sie weiter. Auch befanden sich unter den Teilnehmern Reter Trinogga, Vorsitzender der VVN und der „AK Zivilklausel“, der an der Uni den Kampf für friedliche Wissenschaft führt: „Dass wir hierhin kommen und dass der Kampf an Hochschulen geführt wird, zeigt, dass wir unser Schicksal nicht den Kriegsmachern übergeben, sondern in die Hand nehmen“, sagte Peter Förster vom AK Zivilklausel. Er erzählte auch, dass sie heute beim Verteilen der DIDF-Flyer viel Interesse in der Mensa von Studierenden bekommen hätten. Er betonte, dass es stimme, dass der Krieg hier in Deutschland wegen der Kriegsindustrie beginne, aber gleichzeitig beginne auch der Frieden hier, „da wir hier sind, da der Kampf um Frieden überall geführt wird“. Er beendete seine Rede mit den Worten von Brecht: „General, der Mensch ist sehr brauchbar. Er kann fliegen und er kann töten. Aber er hat einen Fehler: Er kann denken.“ Ähnliche Reden wurden auch auf anderen Kundgebungen gehalten und überall wurde angekündigt, dass der Protest weitergehen wird.