Für Zusammenhalt und Solidarität – unter diesem Motto versammelten sich vergangenen Samstag tausende Menschen in Köln am Tanzbrunnen, um gegen Rassismus und Diskriminierung ein Zeichen zu setzen. Das Open-Air-Festival wurde von der Föderation Demokratischer Arbeitervereine DIDF getragen und brachte aus dem ganzen Bundesgebiet mehrere tausend Menschen zusammen.
Politischer Tenor
Die DIDF organisiert alle zwei Jahre ein bundesweites Festival, welches dieses Jahr in Köln stattgefunden hat. Aus ganz Deutschland reisten Arbeiter, Jugendliche, Frauen und Kinder an, um gemeinsam ein Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung zu setzen und in ausgelassener Stimmung zu feiern und zu tanzen. Der Tenor war jedoch ganz deutlich: Um gegen Rassismus einzustehen und eine sozialere Gesellschaft ist der einzige Weg die Solidarität unter den Menschen. Dies betonte auch Zeynep Sefariye Eksi, Bundesvorsitzende der DIDF, in ihrer Rede. Vor allem wird ein Keil durch Rechtspopulisten zwischen die Menschen getrieben, die sonst friedlich miteinander leben. Vermeintliche Unterschiede zwischen den Türkeistämmigen und Deutschen Arbeitern führt zu Konflikten. Was beide Seiten eigentlich ausmacht und vor allem verbindet, ihre Sorgen und Nöte und die gleiche Lebensrealität, wird absichtlich verdeckt. Verschärft wird dies vor allem durch die Politik in der Türkei, welche hierzulande zu Polarisierungen führt. Die auf Reiche ausgelegte Politik fördert nicht nur den Konflikt zwischen Migranten und Deutschen, sondern vergrößert die Kluft zwischen Arm und Reich und weckt somit neue Dimensionen der Diskrimierung, so Eksi. Vor allem vor dem Hintergrund des immer weiter erstarkenden Rassismus in Deutschland, sei es durch die AfD oder kleinbürgerliche Bewegungen wie Pegida, gilt es ein Zeichen in Form eines Festivals und auch weiteren Aktionsformen in den Städten zu setzen.
Die politische Situation in der Türkei war auch ein unabdingbares Thema des Festivals. Sükran Dogan, stellvertretende Vorsitzende der Partei der Arbeit (EMEP) in der Türkei, betonte in ihrer Rede, dass sich alle demokratischen Kräfte gegen die Ein-Mann-Diktatur bündeln müssen. Insbesondere Minderheiten wie die Aleviten und Kurden, aber vor allem die Arbeiter leiden unter dem Regime der AKP. Dogan fügte hinzu, dass vor allem heute die internationale Solidarität wichtiger ist als je zuvor.
Programm von Arbeitern für Arbeiter, in Köln mit Kölnern, von Jugendlichen für Jugendliche
Es waren nicht nur die Gewerkschaftsvorsitzenden Witich Rossmann (IG Metall) und Carsten Burkhard (IG BAU), die durch ihre Reden die Wichtigkeit des Zusammenschlusses von Arbeitern untermalten, sondern die Arbeiter selber, die von ihrem Arbeitskampf in ihren Arbeitsplätzen berichteten. Aus Köln waren von der Leiharbeitsfirma Indotec Arbeiter vor Ort, die über die Machtkämpfe der Bosse berichteten. Sie hatten mit größter Kraft versucht gewerkschaftliche Arbeit im Betrieb zu verbieten – erfolglos. Als weitere Rednerin war Susanne Dossbas aus dem Kölner Stadtrat da. Dossbas stellte die bunte Vielfalt Kölns in den Vordergrund, welche die Stadt zu dem mache was sie sei – eine kulturreiche Stadt, die genau richtig ist, um so ein Festival gegen Rassismus zu beheimaten. Im Namen der DIDF-Jugend, Jugendorganisation der DIDF, sprach Dogus Ali Birdal von der Geschäftsführung. Birdal leuchtete nicht nur auf die strukturelle Diskriminierung, die türkeistämmige Jugendliche immer noch häufig erleben, sondern sprach die enorme Gewichtung von Jugendarbeit an. Es wird kein anderer als die Jugend sein, die die Gesellschaft von heute in eine Bessere von morgen verwandeln kann.
Bücherstände, Infostände von der Gewerkschaft oder politischen Verbänden auf dem ganzen Festivalgelände baten den Besuchern einen Markt der Möglichkeiten. Für die ganz Kleinen gab es durch die Kölner Spielewerkstatt eine Spiel- und Bastelgelegenheiten und die Geislinger DIDF-Jugend Ortsgruppe stellte eine Kreativ-Ecke, in der die Kinder nach Lust und Laune malen konnten. Des Weiteren gab es eine Fotoausstellung der DIDF, die viele Momentaufnahmen der vergangenen Jahre zeigte.
Kulturprogramm
Neben den Reden fand natürlich auch ein ausgewogenes Kulturprogramm statt. Beginnend mit den Vereinschören aus Köln, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Bochum und Hanau, die das Festival einläuteten, ging es weiter mit Rolly und Stefan Brings aus Köln. Sei Jahren macht Rolly Brings antifaschistische Musik und genießt in der Kölner Landschaft einen großen Bekanntheitsgrad. Die Tanzgruppe Köln Dance Academy sorgte mit Tänzen aus Anatolien und Mesopotamien fürabwechslungsreiche Stimmung. Highlight für die jüngeren und Junggebliebenen Festivalbesucher waren PU von der Stand-Up-Comedy Gruppe REBELL COMEDY und der einflussreiche Rapper AZAD, der mit seiner Gruppe eine Stunde Programm machte.
Ganz ohne sie ging es dann doch nicht und so waren auch bei diesem Festival Kardes Türküler wieder mit dabei. Ihre Musik bringt die verschiedenen Klänge und Kulturen aus der ganzen Türkei und ihren Nachbarländern zusammen. Übersetzt man den Bandnamen „Kardes Türküler“ ins Deutsche, so kann man sinngemäß mit „geschwisterliche Lieder“ in etwa verstehen, wie sich ihre Musik zusammensetzt. Außerdem war neben Kardes Türküler aus der Türkei auch Selcuk Balci als letzter Act mit dabei, der ebenfalls aus der Türkei eingeflogen wurde. Balci spielte bis zum Ende des Festivals und ließ den Tag mit einem Lied von dem bereits verstobenen lasischen Sänger Kazim Koyuncu ausklingen.