Was für einen TV-Sender braucht die Demokratiebewegung in der Türkei?
Der Sender Hayatin Sesi TV (Die Stimme des Lebens), wurde im Dezember 2007 als Antwort auf diese Fragen gegründet.
Trotz vieler Schwierigkeiten und Hindernisse hat der Sender es geschafft, die Stimme der Arbeiter zu sein, ihnen eine Plattform in den Medien zu bieten und ihren Kampf gegen Unterdrückung mitzutragen.
Mit Hayatin Sesi will die Staatsführung einen Sender zum Schweigen bringen, der das Sprachrohr der jüngsten demokratischen Proteste war. Während die etablierten Medien die Gezi Bewegung, Bildungsstreiks, Umweltproteste und die Forderungen der Studierenden totgeschwiegen haben, war Hayatin Sesi an vorderste Front. Jetzt wollen sie Hayatin Sesi zum Schweigen bringen.
Im Rahmen des Ausnahmezustandes beschloss das Ministerpräsidentenamt das Verbot der Übertragung von 12 kritischen Fernsehsendern, unter anderem Hayatin Sesi TV.
Sie behaupten, die Demokratie zu verteidigen, doch sehen das Recht auf Presse- und Meinungsfreiheit als Bedrohung für ihre eigenen Ziele an. Sie wollen die zum Schweigen bringen, die die elementarsten demokratischen Recht und Freiheiten verteidigen. Bis her hat die Regierung den Ausnahmezustand als einen notwendigen Schritt erklärt, der sich gegen die Putschisten richten soll und nicht gegen die demokratischen Rechte der Bevölkerung. Doch der Schleier ist gefallen. Jegliche oppositionelle Stimmen, die nicht auf der Linie der Regierung agieren, sollen verboten werden.
Gegen die Fernsehsender der Millionäre steht der Sender von Millionen, Hayatin Sesi TV!
Die regierungsnahen Mainstream-Medien sehen und zeigen zwischen all den Geschehnissen nur eine dunkele und bedeutungslose Leere. Um das Licht in dieser Leere zu sein, um die Stimme derer zu sein, die sonst kein Gehör finden, genau deswegen wurde Hayatin Sesi TV gegründet und es liegt an uns, dies fortzuführen. Lasst uns gemeinsam für Hayatin Sesi eintreten, für die Stimme des Lebens und die Stimme der Wahrheit! Lassen wir nicht zu, dass das Licht in dieser dunkelen Leere erlischt!
Erklärungen der JournalistInnenverban in der Tükei
Ugur Güc, der Vorsitzende der Gewerkschaft der JournalistInnen in der Türkei (TGS):
Es war vorauszusehen, dass die AKP-Regierung den TV Sender Hayatin Sesi und alle oppositionellen TV-Sender und Stimmen schließt und zum Schweigen bringt. Das ist ein Schritt, der gegen die Bevölkerung der Türkei gemacht worden ist. Momentan durchlaufen wir harte Zeiten in der Türkei. Diese Schließungen zeigen, dass noch schlimmere Zeiten auf uns zukommen. Ihr Ziel ist es, der Demokratie ein Ende zu setzen und eine alleinige Macht zu etablieren. Während behauptet wird, dass das Land demokratisch sei, werden Zeitungen und Fernsehsender geschlossen. Mehr als hundert Journalisten sind momentan verhaftet. So kann keine Demokratie aussehen.
Turgay Olcayto, der Vorsitzende der Vereinigung der JournalistInnen in der Türkei (TGC):
Das sind keine Entscheidungen, die ich nicht erwartet hätte. An diese Szenarien haben wir uns gewöhnt. Eine Gruppe von regierungsnahen Zeitungen und Journalisten greifen ständig andere Kräfte an. Die Regierung nimmt sich dies zu Herzen und reagiert drauf. Indem sie den Ausnahmestand als Ausrede nutzen, schließen sie dann diese Sender. Solch eine grenzenlose Handlung, die fern von jeglichen Rechten ist, habe ich nach den Militärputschs in der Vergangenheit nicht erlebt. Türkei ist ein Land der Verbote. Es wird verboten, dass die Bevölkerung sich durch Zeitungen und Fernsehsender informiert. Und dann behaupten sie, es gäbe eine Demokratie in der Türkei und rufen die Menschen für diese Demokratie auf die Straßen. Welche Demokratie? Wir leben in einer Demokratie, in der die Instanzen nicht funktionieren, sogar nicht vorhanden sind.
Aber wir werden alles tun, was in unserer Macht steht. Hoffnungslosigkeit passt nicht zu uns und deshalb werden wir bis zum Schluss Widerstand leisten.